Zu einer Diskussionsveranstaltung mit Vorträgen hatte das „Bündnis gegen die L419“ am Donnerstag eingeladen. Über 100 Gäste kamen in die Aula der Erich-Fried-Gesamtschule.
Zur Klage des Ronsdorfer Verschönerungsvereins (RVV) gegen den geplanten L419-Ausbau hatte das Oberverwaltungsgericht NRW eine Einschätzung abgegeben (wir berichteten). Der RVV sieht seine Chancen als gut, betont aber gleichzeitig, dass es gilt, den Verhandlungstermin am 9. Oktober abzuwarten.
„An das Gewissen zu appellieren, hat keinen großen Effekt“
Michael Kopatz, u.a. Dezernent der Stadt Marburg für Mobilität, hält den L419-Ausbau für überflüssig. Er forderte ein bundesweites Straßenbaumoratorium ein und sprach sich für „Sanierung statt Ausbau“ aus. Stattdessen müssen Mobilitätskonzepte so geschaffen werden, dass Bus und Bahn die besseren Optionen zum Auto sind, so Kopatz.
Es habe kaum einen Effekt, an das Gewissen Einzelner zu appellieren und Verzicht zu fordern: „Es muss sich besser anfühlen, das klimafreundliche Angebot zu nutzen“, sagte er und nannte zusätzliche Busspuren, durch die der ÖPNV schneller ans Ziel kommt als der Autoverkehr, als Beispiel.
„Strukturen bestimmen Mobilitätsroutinen“, betonte er weiter und meinte, dass eine „Verkehrswende“ kein Motiv für Menschen sei, Bus, Bahn oder Fahrrad zu nutzen.
Dass eine ausgebaute L419 den Wirtschaftsstandort Wuppertal verbessern würde, lehnte er entschieden ab. Zum Wirtschaftswachstum von Wuppertal würde sie nichts beitragen, so Kopatz.
Worauf es für eine andere Verkehrspolitik als bisher ankomme, fasste er zum Ende seines Vortrags zusammen: „Politischer Protest ist wichtiger als privater Verzicht.“ Die Klage des RVV sei dafür ein gutes Beispiel.
„Verkehr wird nicht weniger, sondern verteilt sich anders“
Martin Schwefringhaus (1. Vorsitzender des RVV) hatte die Planungsunterlagen zum L419- Ausbau analysiert. Laut den dort aufgeführten Zahlen würde sich der Verkehr in Ronsdorf auch nach dem 2. Bauabschnitt nicht reduzieren, sondern lediglich anders verteilen.
Profitieren würden beispielsweise Linde (Minus 30 % Verkehr) und der Tannenbaumer Weg (Minus 29 % Verkehr), während der Verkehr beispielsweise in der oberen Kurfürstenstraße (Plus 34 % Verkehr) oder der Marktstraße (Plus 31 % Verkehr) zunehmen würde, wie Schwefringhaus erläuterte.
Auch überregional sehe er den Zweck des Ausbaus nicht und trug vor, dass für die A46 eine Entlastung zwischen 0 und 6 Prozent prognostiziert wird.
Marina Falke vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hielt es für sehr unwahrscheinlich, dass die L419 vom Bund neu geplant wird, sollte das OVG der RVV-Klage Recht geben.
Gründe dafür sah sie zum Beispiel in den voraussichtlich deutlich steigenden Material- und Personalkosten – aktuell sind insgesamt rund 100 Millionen Euro für beide Bauabschnitte zusammen vorgesehen. Angesichts der Schuldenbremse und des eng geplanten Haushalts sah sie wenig Spielraum für eine Neuplanung der L419, die der BUND auch ablehnt.
Stattdessen setzt sich der BUND für den Ausbau von ÖPNV und Radverbindungen ein und will neue Straßen möglichst verhindern.
In der anschließenden Podiumsdiskussion wurden Fragen aus dem Publikum beantwortet. Zum Schluss fragte Moderator Olaf Kupfer (stellv. Chefredakteur der WZ), ob Befürworter der Ausbaupläne anwesend seien. Aus dem Publikum meldete sich niemand zu Wort.
Von Moritz Körschgen