Zum Volkstrauertag hatte der Ronsdorfer Heimat- und Bürgerverein auch in diesem Jahr zu einer Gedenkveranstaltung eingeladen. Nach Reden und Musik vom Chor Pro Musica in der Wagenhalle der Freiwilligen Feuerwehr Ronsdorf fand eine Kranzniederlegung im Ronsdorfer Stadtgarten statt.
Unsicherheit und Angst durch Krieg
Bezirksbürgermeister Harald Scheuermann-Giskes sprach vom russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, durch den in Europa wieder ein Gefühl der Unsicherheit herrsche.
Er erwähnte auch die Angst: Zum Beispiel vor der Brutalität, mit der die Hamas und die Hisbollah im Nahostkonflikt vorgehen. Israel habe, so der Bezirksbürgermeister, nach dem Völkerrecht „[…] jedes Recht auf Verteidigung seines Staatsgebietes […].“ Gleichzeitig sei die gesamte Weltgemeinschaft sich einig, „[…] dass es auch eine humanitäre Verpflichtung gegenüber der Zivilbevölkerung“ gebe: „Die Vergeltung von Seiten Israels, das Vordringen in Krankenhäuser, das Zerstören kritischer Infrastrukturen – auch das macht Angst.“
Der Volkstrauertag sei auch heute von großer Bedeutung, so Scheuermann-Giskes. Er zeige, was passiert, „wenn wir nicht für unsere Werte, unsere Demokratie und ein friedliches Miteinander mit unseren Nachbarn einstehen“ und was passiert, „wenn wir nicht aktiv werden für den Schutz der unantastbaren Würde eines jeden Menschen, unabhängig von seiner ethnischen Herkunft, Religion oder Hautfarbe.“
Jeder könne dafür sorgen, dass die Feinde der Demokratie diese Werte nicht außer Kraft setzen. Der Bezirksbürgermeister appellierte: „Die Demokratie ist auf wehrhafte Bürgerinnen und Bürger angewiesen, die die Werte unseres Grundgesetzes achten und schützen. Dafür sollten wir jederzeit eintreten.“
Seine Rede schloss er in Anlehnung an die Worte von Hannah Arend: „[…] das Böse kann die ganze Welt verwüsten, weil es wie ein Pilz an der Oberfläche wuchert. Tief aber, und radikal ist nur das Gute.“
Sinnlosigkeit und Abgründe der Geschichte
Den Schrecken des Krieges brachte Pfarrerin Friederike Slupina-Beck auf den Punkt: „Wer einmal auf einer der großen Kriegsgräberstätten gestanden hat, der spürt die eisige Sinnlosigkeit solch frühen Sterbens; in der Mehrheit ganz junge Männer liegen da, ganze Jahrgänge haben ihr Leben, kaum, dass es begonnen hat, verloren.“
„Wir sollten nicht müde werden, uns den Abgründen der Geschichte zu stellen“, sagte sie weiter und nannte die Schlachten von Verdun und Stalingrad, den Holocaust oder die Luftangriffe auf Dresden als Beispiele.
Ebenso wichtig sei es, an die „[…] verstörende Gegenwart des brutalen Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine“ zu erinnern oder die Menschen, die am 7. Oktober 2023 „mit unfassbar himmelschreiender Brutalität von der Hamas ermordet wurden“, so die Pfarrerin weiter. Ebenso erwähnte sie: „Das unendliche Leid der palästinensischen Bevölkerung in Gaza […] schnürt uns die Kehle zu.“
Einsatz für die Demokratie und den Frieden
Sie appellierte an den Einsatz für eine wehrhafte Demokratie: „Überall da, wo Menschen die Ehre abgeschnitten, die Würde abgesprochen wird, wo geifernd und frevelnd und spaltend darauf hingearbeitet wird, dass Menschen ihr Gewissen beurlauben und abstumpfen, da sind die Liebhaber der Demokratie gefragt!“
Schließlich sagte sie: „Zeigen wir Haltung! Bleiben wir im Gespräch! Bleiben wir wach und widerständig in diesem Land, in dieser Stadt!“
Zwei Jugendliche der Evangelischen Kirchengemeinde – Nele und Finja – hatten zum Abschluss der Redebeiträge einen Appell vorbereitet mit der Botschaft: „Frieden halten ist Menschenpflicht.“
Von Moritz Körschgen