Im September freute sich die Südhöhengemeinschaft noch über die Zusicherung ihrer Selbstständigkeit bis 2028 durch das Erzbistum Köln. Jetzt soll aber alles anders werden. Die Katholische Gemeinde St. Joseph in Ronsdorf fürchtet um ihr bisheriges Konzept.
Nach der Zusicherung sollte ergebnisoffen über die weitere Zukunft der Pfarreiengemeinschaft aus den Katholischen Gemeinden St. Joseph in Ronsdorf, St. Christophorus auf Lichtscheid, St. Hedwig am Friedenshain und Heilige Ewalde in Cronenberg gesprochen werden. Und das trotz der Bestrebungen des Generalvikariats des Erzbistums, die Pastoraleinheiten zu vergrößern, da es nicht mehr Großpfarreien als Priester geben sollte.
Vor dem nächsten Perspektivgespräch mit dem Generalvikariat am 9. April wollten Vertreter der Pfarreiengemeinschaft einem Vertreter des Generalvikariats das Besondere der Gemeinschaft, insbesondere der Leitungsstruktur deutlich machen.
Leitung „auf Augenhöhe“ für Konsensprozess
Im Gegensatz zu anderen Pfarreiengemeinschaften haben in der Südhöhengemeinschaft alle Gemeinden, unabhängig von ihrer Größe, im Leitungsteam dasselbe Gewicht. Zu diesem Team gehört neben Vertretern der vier Gemeinden auch das Pastoralteam, das aus Pfarrverweser Thorben Pollmann, Pfarrvikar Benedikt Schmetz, Pater Paul und der Gemeindereferentin Theresa Hennecke besteht.
„Alle wirken gleichberechtigt im Entscheidungsgremium mit. Der Pfarrer sagt nicht, wo es lang geht“, erklärt Martin Schumacher, Vorsitzender des Leitungsteams und St. Joseph Beauftragter und führt weiter aus: „Die Leitung basiert auf Augenhöhe, auf Geschwisterlichkeit. Im Leitungsteam findet ein Konsensprozess statt und das hat bisher immer geklappt. Am Anfang war der Zusammenschluss mit vielen Schwierigkeiten verbunden, aber in den letzten 12 Jahren ist der Verbund zusammengewachsen, wir haben eine Art Vorbildfunktion im Erzbistum.“
Enttäuschung nach Bekanntgabe des Endes der Selbstständigkeit
Am 23. Januar besuchte ein Vertreter des Erzbistums die Wuppertaler Katholiken, wie Schumacher erzählt. Das Leitungsteam und Mitglieder der Kirchenvorstände „haben mit Herzblut gesagt, was das Besondere ist, haben die Alleinstellungsmerkmale genannt“.
Doch dann erklärte der Vertreter, dass der Zusammenschluss mit einer anderen pastoralen Einheit unumgänglich sei. Er riet der Gemeinde, diesen in nächster Zeit anzugehen, um ein Mitspracherecht zu haben.
Die Anwesenden wussten davon laut Schumacher nichts und: „wurden mit voller Wucht getroffen, die Gefühle reichten von Enttäuschung bis Zorn“, wie er berichtet.
Gemeinden hoffen auf neue Bewertung nach Fünf-Jahres-Frist
Schumacher veranschaulicht die Probleme, die ein Zusammenschluss mit einer Großpfarrei mit sich bringen würde: „Die Eingliederung ist ein Riesenprozess. Andere sind auf einem ganz anderen Stand und haben andere Wege eingeschlagen. Wir halten einen solchen Zusammenschluss für nicht machbar.“
Bisher konnten die Gemeinde bei ihrem Weg auf ihre Mitglieder zählen. „Wir können Menschen gewinnen, die Freude daran haben, mitzuarbeiten, denn wir orientieren uns an ihren Charismen (Begabungen). In unserer Gemeinschaft gibt es z.B. bei Wahlen mehr Kandidaten als nötig, das ist in vielen Gemeinden nicht so.“
Martin Schumacher erklärt abschließend: „Im Moment sieht es so aus, als ob ein eigener Weg ausgeschlossen ist, das würden wir gern geändert wissen. Wir sind bereit, besser und überzeugender zu werden und uns stärker zu vernetzen. Wir möchten auf jeden Fall unseren Weg so weitergehen.“
Zurzeit steht noch die Fünf-Jahres-Frist im Raum. Die Gemeinden hoffen, dass dann die Situation neu evaluiert wird – mit einem offenen Ende, wie ihnen im September 2023 zugesagt wurde.
von Ulrike Zietlow