Für den Ausbau der deutschen Strominfrastruktur soll auch in der Nähe von Ronsdorf gebaut werden: Geplant ist, 108 Strommasten zwischen Linde und Hattingen durch 89 neue Masten zu ersetzen, die eine größere elek-trische Spannung transportieren können und im Durchschnitt etwa 20 Meter höher sein werden.
Amprion hatte zum Info-Abend eingeladen
Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion, der den Ausbau plant und durchführt, hatte nach Ronsdorf zur Info-Veranstaltung eingeladen. Mitarbeiter der Firma stellten das Projekt im Saal der Evangelischen Kirchengemeinde vor und beantworteten die Fragen der Besucher.
Laut Amprion werden die neuen Masten im Durchschnitt rund 60 Meter hoch sein, statt wie bisher 40 Meter im Schnitt. Wie hoch einzelne Masten werden, könne laut Amprion erst 2025 gesagt werden, wenn das Projekt sich im nächsten Planungsschritt befindet.
Beginnen soll der Ausbau der rund 25 Kilometer langen Stromtrasse 2028, geplante Inbetriebnahme ist 2033.
Amprion-Projektsprecher Andreas Lehmann sprach von „regulären Bauarbeiten“, die keine außergewöhnlichen Beeinträchtigungen für die Anwohner bedeuten. Er betonte, dass die Stromversorgung während des Ausbaus nicht unterbrochen werden soll: Mit provisorischen Masten will Amprion die Versorgung in der Bauphase sichern.
Nach dem Ausbau würden die Übergangsmasten aber wieder entfernt. Zwei Trassen parallel zueinander werde es nach dem Projekt nicht geben.
Deutschlandweit will Amprion 6.800 Kilometer Stromtrasse für den Netzausbau optimieren oder erneuern. Insgesamt betreibt die Firma ein Übertragungsnetz von 11.000 Kilometern.
Ausbau-Ziel und die geplante Umsetzung
Die Leitungen an den neuen Masten haben eine maximale Spannung von 380.000 Volt, die aktuellen bis zu 220.000 Volt. Tatsächlich sind die Leitungen zwischen Linde und Hattingen aktuell aber auf 110.000 Volt limitiert.
Ziel des Ausbaus ist es, den hauptsächlich im Norden produzierten Strom – zum Beispiel durch Windräder an den Küsten – in den Westen und Süden Deutschlands zu transportieren. Dort befinden sich die meisten großen Industriebetriebe im Land.
Gleichzeitig soll die Stromversorgung für die Zukunft gesichert werden: 80 Prozent des Strombedarfs sollen 2045 aus erneuerbaren Energiequellen wie Solar- oder Windkraft kommen, was das Stromnetz zusätzlich belastet.
Diese Vorgaben und Pläne stammen aus dem Bundesbedarfsplangesetz für den Ausbau der Stromnetze, das die Bundesregierung in Teilen im Juli beschlossen hat.
WSW begrüßen das Projekt mit Blick auf die Zukunft
Der technische Geschäftsführer der WSW Netz, Bernd Voges, nannte den Ausbau beim Infoabend einen „wichtigen Baustein“ für die Strominfrastruktur der Zukunft.
Zwar sinkt die Netzlast in Wuppertal nach seinen Angaben seit 2005 jährlich um 1,8 Prozent, er rechnet aber damit, dass sich das in der Zukunft ändern und der Strombedarf im ganzen Land zukünftig steigen wird – beispielsweise, wenn mehr E-Fahrzeuge unterwegs sind. Der Wirtschaftsstandort Wuppertal werde laut Voges durch eine zuverlässige Stromversorgung vom Ausbau profitieren.
Klagen könnten das Projekt aber verzögern.
Verein übt Kritik am geplanten Vorhaben
Kritisch beurteilt der Verein Energievernunft Schwelm die Art des Ausbaus. Die Mitglieder befürchten eine Verschlechterung ihres Wohnumfeldes, zunehmende gesundheitliche Risiken sowie die Entwertung ihrer Grundstücke und Immobilien.
Grundsätzlich gegen den Ausbau ist der Verein nicht, bevorzugt als Alternative zu den neuen Masten aber ein Erdkabel. Laut Amprion sei das im Bundesbedarfsplangesetz nicht vorgesehen.
Energievernunft Schwelm bemängelt, dass „[…] Amprion mit den anderen Übertragungsnetzbetreibern zusammen die Grundlage für dieses Gesetz nach eigenen Interessen geschrieben hat“, wie es in einer Broschüre heißt.
Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt
Zu den gesundheitlichen Bedenken durch elektrische und magnetische Felder betont Amprion, dass die Firma bei jedem Bauvorhaben verpflichtet sei, alle gesetzlichen Vorgaben und Grenzwerte einzuhalten. Die richten sich nach den Vorgaben des Bundesimmissionsschutzgesetzes (26. BImSchV), die beispielsweise auf Studien der deutschen Strahlenschutzkommission basieren.
Um Auswirkungen auf Flora und Fauna zu minimieren, hat Amprion das Beratungs- und Ingenieurdienstleistungsunternehmen Afry beauftragt.
Vertreterinnen der Firma erläuterten, dass sie die Natur im gesamten Gebiet, in dem gebaut werden soll, untersucht hätten. Von den Bauarbeiten beeinträchtigte Tiere könnten beispielsweise umgesiedelt werden.
Anders als in Schwelm war das Interesse in Wuppertal gering
Im Laufe des Abends kamen schätzungsweise 20 Besucher in den Evangelischen Gemeindesaal. Eine ähnliche Info-Veranstaltung fand in Schwelm letzte Woche Montag statt. Nach Angaben der WZ kamen rund 250 Bürger, der Verein Energievernunft Schwelm spricht von fast 400.
Weitere Infos zum Projekt gibt es unter www.amprion.net, die Kritiker haben sich unter www.energievernunft-schwelm.de organisiert und laden auch Wuppertaler ein, sich zu beteiligen.
Von Moritz Körschgen