2011 wurde die Justizvollzugsanstalt (JVA) in Ronsdorf Am Schmalenhof in Betrieb genommen. An der Planung beteiligt war damals unter anderem Dr. Benjamin Limbach, heutiger NRW-Justizminister für die Grünen.
Am Donnerstag kam er wieder nach Ronsdorf: Zur Amtseinführung der neuen JVA-Leiterin Susan Schneider und dem gleichzeitigen Abschied von ihrem Vorgänger, Wolfgang Schriever.
Bildung und Sicherheit stehen in der JVA im Vordergrund
„Der Jugendvollzug ist ein besonderer Vollzug“, sagte der Minister, denn Erziehungsmaßnahmen stünden hier besonders im Vordergrund: „Das setzt viel Engagement voraus – über alle Zweige [der JVA]“, fasste er mit Blick auf die unterschiedlichen Fortbildungsmöglichkeiten innerhalb der JVA zusammen. Zum Beispiel können die Häftlinge eine Ausbildung zum Maler oder Tischler absolvieren.
Die Arbeit in der JVA stehe dabei häufig im Schatten, spiele aber eine große Rolle für die Bevölkerung, so der 53-Jährige. „Behandlung und Sicherheit“, seien die Kernpunkte einer JVA.
Für die Resozialisierung sind unterschiedliche Programme vorgesehen: Regelmäßig nimmt die JVA Ronsdorf mit einem Team am Sepp-Herberger-Pokal für junge Strafgefangene im Fußball teil – 2021 holte sie den ersten Platz. Im November 2022 wurde in Kooperation mit dem 1. FC Köln eine Fußball-Minigolfanlage auf dem Gelände eingeweiht. Auch Theaterprojekte und Workshops werden durchgeführt. Insgesamt hat die JVA Platz für 510 Häftlinge.
Nur zwei Jahre von Baubeginn bis Einweihung
Limbach erinnerte auch an einen Teil der Ronsdorfer JVA-Geschichte: Mit nur rund zwei Jahren zwischen Grundsteinlegung und Fertigstellung wurde die Einrichtung in Rekordzeit erbaut.
Die Proteste der Ronsdorfer gegen den Bau, die mehreren Suizide in den Anfangsjahren, das weiterhin ungeklärte Verschwinden von 1.000 Schuss Munition und, dass ein Häftling von einem Mitgefangenen getötet wurde, blieben allerdings unerwähnt.
Dem in den Ruhestand ausgeschiedenen Wolfgang Schriever dankte Limbach für seine Arbeit in Ronsdorf, seiner Nachfolgerin wünschte er viel Erfolg und war sich sicher, dass die JVA bei ihr in guter Hand sei.
Zur Person: Susan Schneider
Die gebürtige Brandenburgerin hat in Frankfurt Rechtswissenschaften studiert und ist nach einem Praktikum sowie einem Referendariat im Jugendvollzug 2003 nach NRW gekommen. Zunächst war sie in Bochum, später an verschiedenen Standorten im Bundesland. Seit Mai 2012 war die verheiratete Mutter von zwei Kindern stellvertretende Anstaltsleiterin in der JVA Vohwinkel.
Da sie neu in der Ronsdorfer JVA ist, sei es ihr erstes Ziel: „[…] die Anstalt und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter […] kennenlernen und dann gemeinsam mit ihnen neue Projekte angehen.“
Zum geplanten Bau der Forensik in unmittelbarer Nachbarschaft der JVA an der Parkstraße sagte sie im Gespräch: „Eine benachbarte forensische Klinik eröffnet sicherlich neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit, insbesondere im medizinischen Bereich. Aufgrund der hohen Zahl an psychiatrisch erkrankten Inhaftierten kann dies für alle umliegenden Justizvollzugsanstalten ein Gewinn sein.“
von Moritz Körschgen