Neue Fahrbahndecke, alte Probleme

Eine Straße mit mehreren Gullyabdeckungen.
Da die neue Fahrbahndecke höher ist, liegen die Schachtabdeckungen und Gullys tiefer als bisher und sorgen für ein holpriges Fahrerlebnis. Foto: Moritz Körschgen

Egal ob Auto, LKW, Fahrrad oder auch E-Scooter: Unebenheiten im Straßenbelag sind bei keinem Verkehrsteilnehmer gerne gesehen. Warum ein kürzlich erst saniertes Teilstück der Remscheider Straße jetzt holpriger ist als vorher und was es mit einem eigentlich nicht mehr zeitgemäßen Radschutzstreifen auf sich hat.

Gullys und Abdeckungen wurden bei der Sanierung nicht angehoben

Anfang April wurde die Remscheider Straße zwischen der Hausnummer 106 und 144 erneuert. Eine ca. 1 Zentimeter dünne Asphaltschicht in Kaltbauweise (DSK) wurde aufgebracht. Der neue Asphalt soll länger halten, Rollgeräusche reduzieren, griffiger sein als herkömmlicher Straßenbelag und bei positiven Erfahrungen öfter zum Einsatz kommen.

Problematisch ist jedoch: Durch die neue, höhere Fahrbahn sind die Gullys und Schachtabdeckungen im Vergleich zur regulären Fahrbahn niedriger. Die Konsequenz sind zahlreiche Unebenheiten. Die gab es zwar auch schon vor der Sanierung, durch die Bauarbeiten sind sie aber noch deutlicher zu spüren.

WSW wollen die Unebenheiten im September ausgleichen

Die Unebenheiten auf dem neu asphaltierten Bereich der Remscheider Straße werden voraussichtlich im September behoben, führt Sascha Burghoff von den WSW aus: „Wenn die Arbeiten durchgeführt wurden, sind alle Schächte etc. wieder auf Fahrbahnhöhe.“ Die Stadtwerke sind für Gullys und Co. zuständig.

Immer wieder gibt es im Stadtgebiet Gullys oder Abdeckungen, die absacken – ohne neuen Straßenbelag. Grund dafür sind große Belastungen, zum Beispiel durch den Schwerlastverkehr, wie Burghoff erläutert: „Es kommt immer mal wieder vor, dass Schachtdeckel etc. absacken. Dann werden diese je nachdem, wie schwerwiegend die Absackungen sind, reguliert.“

Ein abgesackter Gully.
Abgesackte Gullydeckel sind auf der gesamten Remscheider Straße zu finden, wie hier schräg gegenüber von Autoteile Ströker. Foto: Moritz Körschgen

Warum der neue Radschutzstreifen nicht den Empfehlungen entspricht

Mit den Bauarbeiten wurde auch ein Radschutzstreifen am Fahrbahnrand aufgebracht. Den aktuellen Empfehlungen entspricht der allerdings nicht.

Die Verwaltungsvorschrift der Bundesregierung rät, zwischen Schutzstreifen und parkenden Autos einen Sicherheitsabstand einzurichten. Das soll zum Beispiel verhindern, dass Radfahrer mit unachtsam geöffneten Fahrzeug-Türen kollidieren.

Mit dem Schutzstreifen hat sich auch der sogenannte „Runde Tisch Radverkehr“ beschäftigt. Der setzt sich aus Vertretern von drei Radverkehrsverbänden (ADFC, die Initiative „Der Grüne Weg“, die „IG Fahrradstadt“) Polizei, und Mitarbeitern von Stadt und WSW zusammen.

„Pragmatischer Kompromiss“, aber keine „ideale Lösung“, sagt der ADFC

Die drei Radverkehrsverbände haben der Stadt empfohlen, einen Schutzstreifen mit 1,5 Metern Breite einzurichten und auf einen Trennstreifen in der Mitte der Fahrbahn zu verzichten: Das soll die Fahrbahn einengen und zu einer Geschwindigkeitsreduzierung anregen.

Für den ADFC merken Klaus Lang und Lorenz Hoffmann-Gaubig an, dass das keine ideale Lösung, sondern ein pragmatischer Kompromiss sei: „Leider gibt es bei den oft sehr schmalen Querschnitten vieler Wuppertaler Straßen nicht die ideale Lösung für uns alle und speziell für den Radverkehr.“

Lang und Hoffmann-Gaubig führen weiter aus: „Natürlich wäre die ideale Lösung eine Neuaufteilung des gesamten Straßenquerschnitts und unter Umständen der Wegfall von Parkplätzen.“ Um den Radverkehr in Wuppertal zu stärken, müsse das bei jeder Baumaßnahme von Radverkehrsanlagen passieren, führen sie weiter aus: „Aber gerade bei dieser Frage kommt die Politik ins Spiel und blockiert (gerade auch in Ronsdorf: siehe die unsägliche Diskussion und Entscheidung zur Einbahnstraßen Nicht-Freigabe) quasi alle Fortschritte“, bemängeln sie.

Die Stadt Wuppertal sagt dazu: „Aufgrund des begrenzten Platzes wurde hier entschieden, auf den Trennstreifen zu verzichten, da alternativ komplett auf eine Radverkehrsanlage hätte verzichtet werden müssen.“ Den vollständigen Verzicht auf die Schutzstreifen sehen weder der Runde Tisch noch die Stadt als sinnvoll.

Alternative Radverkehrs-Route zur Remscheider Straße wird geprüft

Unabhängig von der neu asphaltierten Straße gibt es Überlegungen, die parallel zur Remscheider Straße laufende Verbindung über den Grünen Streifen und die Boxbergstraße als Route für den Radverkehr auszuweisen. Das hatte die Bezirksvertretung zuletzt vorgeschlagen.

Dem entgegen steht derzeit, dass ein Teilstück des Grünen Streifens als Fußgängerweg ausgezeichnet ist. Die Stadt Wuppertal prüft, ob hier eine Umwidmung möglich ist.

von Moritz Körschgen

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