Nachbarschaftsfest Rehsiepen: Wahrheiten gemeinsam neu erschließen

Erwachsenen und Kinder sind auf einer Wiese neben einem Pavillon.
Musik und Tanz im Gemeinschaftsgarten Mohrhennsfeld. Foto: Moritz Körschgen

Zum bundesweiten „Tag der Nachbarschaft“ hatten die Stadt Wuppertal sowie der Verein Miteinander in Ronsdorf in den Rehsiepen zu einem Fest eingeladen.

Kunst, Musik, Tanz, Garten und mehr

In der Kunstausstellung „starke Frauen“ beantworteten 21 Frauen aus dem Rehsiepen 10 Fragen, wie zum Beispiel: „Wann hast du zuletzt ,Nein‘ gesagt?“ oder „Was gibt dir morgens die Kraft, aufzustehen?“ Manche Frauen nahmen Bezug auf ihre Familie oder teilten persönliche Erfahrungen, ebenfalls wurden Bilder ausgestellt.

Im Gemeinschaftsgarten im Mohrhennsfeld fanden tagsüber Mitmachtänze für Kinder und Jugendliche statt, ein Fahrradparcours lud zum Radeln ein, ebenso waren die frisch bepflanzten Hochbeete zu sehen. Kinderschminken, Musik für Kinder, ein Spiel- und Bewegungsparcours gab es in der Kita Mohrhennsfeld, im Kellersfeld standen eine Jim Knopf-Ausstellung und ein Kamishibai-Theater – ein Erzähltheater auf kleinstem Raum – auf dem Programm.

In seinem Grußwort nannte Bezirksbürgermeister Harald Scheuermann-Giskes das Fest eine „Gelegenheit, Vorurteile abzubauen“. Anschließend hielt der Lehrer und stellvertretende Vorsitzende des Landesintegrationsrats NRW, Seyfullah Köse, einen Vortrag unter dem Thema „Gemeinsam verschieden“.

„Das Leben beginnt vor den eigenen Füßen“

Er sprach unter anderem über gesellschaftliche Konventionen und deren Bedeutung im Zusammenleben. 90 Prozent des Zusammenlebens basiere auf diesen Konventionen, so Köse.

Wie willkürlich diese teilweise sind, zeigte er am Beispiel der Rolle der Frau in der Wissenschaft. Früher lautete eine Konvention zum Beispiel „Frauen können nicht in der Wissenschaft arbeiten.“ Köse führte aus, dass sich das nur geändert habe, weil diese Konvention – insbesondere von Frauen – in Frage gestellt wurde.

Es sei daher als Gesellschaft stets wichtig, vermeintliche Wahrheiten zu hinterfragen, in Frage zu stellen und neu zu erschließen. „Wahrheit kann sich verändern. Wahrheit ist dynamisch“, meinte er. Definiere man die Wahrheit nicht gemeinsam als Gesellschaft, seien es die Mächtigen der Welt, die diese Wahrheiten festlegen. Begriffe wie „alternativlos“ seien im Diskurs daher nicht zielführend, denn Alternativen gebe es immer, sagte Köse weiter.

Ebenso sprach er die Rolle von Politik und Medien bei der Wahrheitsfindung an und betonte: „Die Welt wird nicht morgen untergehen. Wenn alles stimmen würde, was man uns die letzten 20 Jahre erzählt hat, wären wir schon lange weg.“

Bezogen auf den Rehsiepen sei es wichtig, das Quartier so darzustellen, wie es ist und nicht, wie es von anderen gesehen wird. Dazu appellierte er an alle Anwesenden: „Das Leben beginnt immer vor den eigenen Füßen. Unterschätzen Sie sich nicht. Sie können die Gesellschaft vorantreiben.“ Wenn auch nur im persönlichen Umfeld habe jeder die Möglichkeit, einen Wandel einzuleiten.

Von Moritz Körschgen

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