Für eine angespannte Stimmung sorgte am Freitag der geplante, sechsspurige Ausbau der L419 (Parkstraße) in der Aula der Erich-Fried-Gesamtschule. Die Wuppertaler Grünen hatten zur Diskussion eingeladen, die Zuschauer äußerten ihren Frust über die Pläne und trafen auf offene Ohren. Denn die Grünen sind gegen den Ausbau, boten den Gästen aber noch einen Hoffnungsschimmer.
„Geschätzte Bauzeit von 16 Jahren – ist die Straße dann noch nötig?“
„Wir haben uns immer dagegen eingesetzt, dass diese Straße kommt“, sagte der verkehrspolitische Sprecher der Grünen im Stadtrat, Timo Schmidt. Die Idee für den L419-Ausbau wird seit den 1980er Jahren verfolgt.
Warum die Grünen dagegen sind, hat zahlreiche Gründe. Der Umweltschutz ist einer von vielen. So werden laut Claudia Schmidt (Bezirksvertretung) rund 17 Hektar Wald für den Ausbau gerodet.
Zudem stellten die Grünen in Frage, ob die Straße nach der Fertigstellung überhaupt noch benötigt wird. Die grüne Landtagsabgeordnete Ina Besche-Krastl schätzte, dass der Bau (inklusive Anschluss der L419 an die A1) rund 16 Jahre dauern würde. Bis es so weit ist, so zumindest die Hoffnung der Grünen, wären Alternativen zu Auto und Lkw besser ausgebaut als heute.
„Stadtteil verliert an Attraktivität als Wohnort für junge Familien“
Ronsdorf sei auch als Wohnort negativ vom Ausbau betroffen, sagte Besche-Krastl. Mit der neuen Schnellstraße sei der Stadtteil für Familien weniger attraktiv: Grünflächen gehen verloren und die lange Bauzeit würde erhebliche Verkehrsbehinderungen bedeuten.
Die Vorteile des Ausbaus – zum Beispiel eine schnellere Anbindung von Wuppertal an die A1 – stünden in keinem Verhältnis zu den Nachteilen.
Finanzielle Folgen für Wuppertal nannte Timo Schmidt: So soll die Blombachtalbrücke nach dem Ausbau und Anschluss an die A1 in den Besitz der Kommune übergehen. Selbst wenn, so Schmidt, die Brücke zuvor vom Land saniert wird, stünde in 20 bis 30 Jahren die nächste Sanierung an – mit erheblichen Kosten für Wuppertal.
„L419-Ausbau schwächt den ÖPNV, weil die Nachfrage zurückgeht“
Als Alternative zum L419-Ausbau bevorzugen die Grünen eine Stärkung des ÖPNV und des Güterverkehrs auf der Schiene. Der Ausbau des Schienennetzes sei wichtig, um die Straßen zu entlasten. Ina Besche-Krastl kritisierte, dass der Bund – unter CDU/CSU und SPD – in den letzten Jahrzehnten zu wenig in die Schieneninfrastruktur investiert habe.
Timo Schmidt ergänzte, dass der L419-Ausbau zu einer Schwächung des ÖPNV in Ronsdorf führen würde: Während der Bauphase sei der Busverkehr stark eingeschränkt. Das führe dazu, dass mehr Menschen das Auto nutzen, die Nachfrage nach Bussen sinkt und das ÖPNV-Angebot reduziert wird.
„Letzter Strohhalm“ für den Planungsstopp
Auch wenn das Projekt scheinbar kurz vor den letzten Beschlüssen steht, gab es für die Ausbau-Gegner am Freitag noch eine „letzte Hoffnung“ von Ina Besche-Krastl. Wird bald ein Planfeststellungsbeschluss gefasst, ist „das Kind in den Brunnen gefallen“. Dann wird die L419 – bis auf kleine Änderungen – so gebaut, wie sie derzeit geplant ist, führte die Abgeordnete aus.
Kommt der Beschluss aber nicht und ein zweites Deckblattverfahren beginnt, stehen mögliche Ausbaualternativen – oder möglicherweise sogar der Ausbau-Stopp – wieder zur Debatte. „Das ist der letzte Strohhalm“, betonte Besche-Krastl allerdings.
Wie es um das Deckblattverfahren steht, will sie nun vom neuen Regierungspräsidenten des Bezirks Düsseldorf, Thomas Schürmann wissen. Hoffnung dürfte den Gegner des Ausbaus machen, dass Schürmann ein Grüner ist. Wann mit dessen Rückmeldung zu rechnen ist, sei laut Besche-Krastl unklar.
von Moritz Körschgen