„In Wuppertal wird zu wenig Wohnraum geschaffen“

Eine Frau und drei Männer lächeln in die Kamera.
Fordern von der Stadt mehr Tempo beim Wohnungsbau: Dirk-Ingmar Wimmershoff (Geschäftsführer Haus und Grund Wuppertal und Umland), Thorsten Groß (2. Vorsitzender Haus und Grund Wuppertal und Umland), Hermann-Josef Richter (1. Vorsitzender Haus und Grund Wuppertal) und Silke Kessel (Geschäftsführerin Haus und Grund Wuppertal) (von links).

Mehr Tempo bei der Schaffung von Wohnraum fordern die Wuppertaler Haus und Grundvereine von der Stadt Wuppertal. In einem offenen Brief haben sie zehn Fragen an Oberbürgermeister Uwe Schneidewind gestellt und kritisieren, dass die Stadt aus ihrer Sicht zu wenig unternimmt, um Wohnraum zu schaffen. In Wuppertal gebe es zu wenige Bauflächen, zu wenig Bauland werde neu entwickelt. Das sei seit mindestens zehn Jahren bekannt.

Gemeinsames Pressegespräch: Vereine sprechen mit einer Stimme

Die Kooperation der Wuppertaler Haus und Grundvereine ist ein völliges Novum: 140 Jahre nach der Gründung beider Vereine haben sie erstmalig zum gemeinsamen Pressegespräch eingeladen. Damit wollen die Vereine signalisieren, dass sie mit einer Stimme sprechen und sich gemeinsam dafür einsetzen, gesellschaftliche Probleme zu lösen, die Wuppertal ihrer Ansicht nach durch die fehlenden Wohnbauflächen bevorstehen.

Neben den Forderungen an die Verwaltung üben die Vereine auch Kritik an der Wuppertaler Politik: Zu langsam und zaghaft fasse der Stadtrat Entscheidungen. Der lasse sich durch Berichte und Absichtserklärungen der Verwaltung „einschläfern“ und handele nicht proaktiv genug, bemängelt Hermann-Josef Richter, 1. Vorsitzender von Haus und Grund Wuppertal.
Laut Regionalplan hätte in Wuppertal deutlich mehr Wohneinheiten geschaffen werden sollen, als es tatsächlich der Fall war: 2019 waren 957 angepeilt, tatsächlich wurden es 367. 2020 standen 1.057 im Plan, geschafft wurden 439.

Stadt reagiert auf Kritik – private Eigentümer seien gefordert

Die Stadt antwortet auf die Kritik und sagt: Ein Großteil der möglichen Flächen, auf denen Wohnraum geschaffen werden kann, liege in privater Hand: „Die Entwicklung des Großteils der Wuppertaler Wohnbaupotenzialflächen ist somit abhängig von den Entscheidungen und der Investitionsbereitschaft privater Eigentümer/innen.“

Durch die zunehmende Wuppertaler Bevölkerung sehen die Haus und Grundvereine die Schaffung neuer Wohnungen als dringend notwendig: Mieten und Immobilienpreise steigen, und: „[…] damit auch die gesellschaftlichen Probleme. Der Wohnungsmarkt ist wegen des zu geringen Angebots in Schieflage“, ist der Tenor der Vereine. Darüber hinaus bemängelten sie, dass Baugenehmigungsverfahren ein Jahr dauerten – ihrer Meinung nach zu lang, maximal solle das drei Monate dauern. Andernfalls würden die Kosten für die Bauträger in die Höhe schießen: „Deshalb überlegen Investoren dreimal, ob sie investieren oder nicht“, erklärt Hermann-Josef Richter. Daneben fordern die Haus und Grundvereine eine Digitalisierung des Baugenehmigungsverfahrens, um es zu beschleunigen.

Antworten der Stadt – Fokus auf Projektentwicklung und -umsetzung

Die zehn Fragen betreffen unter anderem, was die Stadt unternommen hat, um zusätzlichen Wohnraum zu realisieren und wie viele neue Wohnungen 2020 und 2021 genehmigt und fertiggestellt wurden. Die Stadt erläutert in ihrem Antwortschreiben: „Der Fokus der Verwaltung in der Wohnungspolitik liegt derzeit auf der Projektentwicklung und Projektumsetzung.“ Im Vordergrund stände die Baulandentwicklung großer Flächenreserven, unter anderem auf dem Nissen-Gelände und am Barmer Bogen.

Als Beispiel nennt die Stadt das Pilotprojekt „Baulücken“ in Ronsdorf

Verstärkt versuche die Stadt auch bestehende Baurechte im Innenbereich zu aktivieren und nennt das Pilotprojekt „Baulücken“ in Ronsdorf, das derzeit in Uellendahl / Katernberg und Elberfeld-West fortgeführt wird. „In Ronsdorf wurden 71 Eigentümer/innen angeschrieben und 13 davon intensiv telefonisch, schriftlich oder persönlich beraten. Im kommenden Monat werden nach der Erhebung der Baulücken in Uellendahl-Katernberg ca. 150 Eigentümer/innen in dem Bezirk mit dem Angebot einer Beratung angeschrieben“, teilt die Stadt mit.

Problemimmobilien und sozialer Wohnungsbau

Im Bereich der Bestandsentwicklung liegt der Fokus nach Angaben der Stadt auf „Problemimmobilien“. Um den Sozialen Wohnungsbau zu fördern, werden daneben die Beschlüsse zur Mindestquote von 20 % gefördertem Wohnraum bei jedem größeren Bauvorhaben umgesetzt. Die Stadt informiert, dass es derzeit keine städtischen Grundstücke für eine Wohnbebauung gebe, die nicht bereits in Bearbeitung sind.

-uz /mk

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