Seit 30 Jahren ist Harald Scheuermann-Giskes für die SPD in der Ronsdorfer Bezirksvertretung (BV) tätig. 5 davon als reguläres Mitglied, 15 als stellvertretender Bezirksbürgermeister und 10 als Bezirksbürgermeister.
Für sein langjähriges Engagement in der Lokalpolitik wurde der 71-Jährige nach der letzten BV-Sitzung von Bürgermeister Heiner Fragemann und von BV-Mitglied Dorothea Glauner – stellvertretend für das Stadtteilparlament – geehrt.
Schon lange ein Thema: „Wohnbebauung überall, nur nicht bei mir“
Im Gespräch erzählt der Bezirksbürgermeister unter anderem, was seinen Heimatstadtteil für ihn so besonders macht und wie er die Kommunalwahl im September sieht.
1987 ist er mit seiner Familie nach Ronsdorf gekommen – seitdem betätigt er sich im SPD-Ortsverein. Auch wenn der Sport und die Schule für den pensionierten Lehrer und den heutigen 1. Vorsitzenden der ETG Wuppertal schon immer eine große Rolle spielen, in der Politik ist sein Fokus breiter gefächert: „Ein bestimmtes Thema gab es für mich nie in der Bezirksvertretung. Aber ich kann heute sagen, dass vieles von damals auch heute noch interessant ist.“
Als Beispiel nennt er neue Wohnbebauungen im Stadtteil. „Damals war es die Luhnsfelder Höhe, die bebaut werden sollte, heute ist es zum Beispiel die Holthauser Straße. Die Anliegen der Menschen sind aber damals wie heute gleichgeblieben.“
In der Regel seien es Anwohner, die keine weitere Bebauung in ihrem näheren Umfeld wünschen, wie Scheuermann-Giskes erzählt. „Das Prinzip ist oft ,Wohnbebauung überall, nur nicht vor meiner Haustür‘. Das hat auch nichts mit einer bestimmten Generation oder dem Alter der Leute zu tun. Das waren damals wie heute die unmittelbar Betroffenen.“
Ronsdorfer Wochenschau (RW): Welche Rolle spielt die Bezirksvertretung im täglichen Leben der Menschen?
Harald Scheuermann-Giskes: „Die großen politischen Themen können wir als Bezirksvertretung natürlich nicht beeinflussen. Aber wir können die Lebensqualität der Menschen vor Ort mit gezielten Projekten verbessern. Zum Beispiel der Bandwirkerplatz: Durch Anträge der BV wurden neue Laternen aufgestellt, jetzt sind Tische an den Bänken in Arbeit. Auch an der Planung der neuen Treppe zur Lutherkirche war die BV beteiligt.“
RW: Was macht Ronsdorf für Sie außergewöhnlich?
Scheuermann-Giskes: „Hier ist der kleinstädtische, dörfliche Charakter erhalten geblieben, die Leute sind hier gerne aufgewachsen und kommen nach dem Studium oft zurück. Das sieht man auch am Ronsdorfer Wohnungsmarkt: Mich fragen immer wieder Leute von außerhalb, ob ich jemanden kenne, der eine freie Wohnung hat.“
RW: Welche Schattenseiten hat die Arbeit in der Bezirksvertretung?
Scheuermann-Giskes: „Ich sehe aktuell keine. Man muss natürlich jederzeit erreichbar sein und manchmal gibt es auch Probleme, die wir als BV nicht lösen können, wie fehlende Plätze in der Kinderbetreuung. Das kann frustrierend sein, wenn einem die Hände gebunden sind. Aber ich mache die Arbeit in der BV insgesamt sehr gerne.“
RW: Im September 2025 sind Kommunalwahlen, kandidieren Sie wieder als Bezirksbürgermeister?
Scheuermann-Giskes: „Ja, das ist der Plan.“
RW: Wie sehen Sie die Chancen der SPD?
Scheuermann-Giskes: „Meine Befürchtung war, dass die Leute bei einem gemeinsamen Termin von Kommunal- und Bundestagswahl auf die Bundespolitik gucken und danach auch für die Kommune abstimmen. Das ist aber nicht mehr der Fall, deshalb müssen wir im Wahlkampf klar herausstellen, was wir vor Ort für die Kommune erreicht haben – und das ist einiges, deshalb bin ich optimistisch.“
RW: Welche Rolle spielt die Bundespolitik in der BV?
Scheuermann-Giskes: „Die Leute sprechen mich immer wieder auf Themen aus der Bundespolitik an und sagen, dass sie etwas nicht gut finden. Manchmal stimme ich auch zu.
Für mich steht die Zugehörigkeit zum Stadtteil über der Partei. Ich mache das, was ich hier mache, nicht für die Partei, sondern für den Stadtbezirk. Natürlich stehen im Hinterkopf immer meine sozialdemokratischen Werte, für die ich einstehe – das ist meine Grundausrichtung.
Aber auch zwischen der Wuppertaler und der Ronsdorfer SPD gibt es schon Unterschiede: Wir sind gegen den vom Land ursprünglich geplanten L419-Ausbau, die Wuppertaler SPD ist dafür.“
RW: Haben Sie einen besonderen Wunsch für die Zukunft Ronsdorfs?
Scheuermann-Giskes: „Ich denke, dass wir alle versuchen sollten, als Bezirksvertretung, die Leute mit ins Boot zu holen, die Menschen davon zu überzeugen, mitzumachen. Ob als Parteimitglied oder auch nur so, das ist völlig egal.
Wir haben in Ronsdorf ein unheimlich hohes Maß an ehrenamtlichem Engagement in den Kirchengemeinden und Vereinen – das können und müssen wir als Bezirksvertretung unterstützen und fördern, denn von diesem Engagement profitiert der Stadtteil enorm.“
Von Moritz Körschgen