Erinnerung lebendig machen: Gedenktag für Opfer des Nationalsozialismus

Eine Gruppe Menschen halten Blumen in den Händen.
Pfarrer Jochen Denker (links) vor der Gedenktafel am Bandwirkerplatz mit Vertretern der Ronsdorfer Bezirksvertretung: Jürgen Köster (Linke), Jan Kolter (Grüne), Simon Geiß (Stadtrat, SPD), Sabrina Beckmann (SPD), Martina Hafke (FDP) und Dirk Müller (CDU). Fotos: Moritz Körschgen

„Erinnern heißt, lebendig halten“, führte Pfarrer Jochen Denker am Freitag auf dem Bandwirkerplatz aus.

Anlässlich des Gedenktages an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar war er der Einladung von Vertretern der Ronsdorfer Bezirksvertretung (BV) zur Gedenktafel an der großen Treppe gefolgt. Die trägt die Inschrift: „Zur Erinnerung an die Opfer der Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in den Jahren von 1933 bis 1945“. Die Lokalpolitiker reinigten am Freitag außerdem die Stolpersteine, die im Stadtteil an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern.

Israel-Kritik und Antisemitismus getrennt betrachten

Jochen Denker betonte, dass es an einem Gedenktag wichtig sei, den Weg zum Holocaust zu erleuchten und daraus zu lernen: „Seine Wurzel war Antisemitismus.“

Dabei nahm er Bezug zu öffentlichen Debatten bei denen versucht werde, die systematische Tötung von Juden mit anderen Schrecken zu vergleichen und als Teil des Kolonialismus einer politischen Ideologie einzuordnen. „Das funktioniert nicht,“ sagte Denker und ging auch auf den Unterschied zwischen Israel-Kritik und Antisemitismus ein.

Denn es müsse auch möglich sein, Israel-Politik zu kritisieren, ohne die Shoah zu relativieren: „Als wäre nur mit einer historischen Relativierung der Shoah der Weg frei, zu Kritik an der israelischen Siedlungspolitik und der Unterdrückung der palästinensischen Bevölkerung.“ Erinnerungskultur und Kritik am israelischen Staat seien vereinbar, betonte Denker: „Begründete Kritik an israelischer Politik und vorbehaltlose Anerkennung eines Staates, der […] letztes Refugium jüdischer Menschen war und ist können und müssen zusammengehen.“

Stolpersteine als Wegweiser für die Zukunft

Stolpersteine erinnern auch in Ronsdorfer an die Menschen, die von den Nazis getötet wurden.

Unabhängig davon bleibe es gesellschaftliche Aufgabe, Antisemitismus entgegenzutreten. Umso dringlicher sei das, je mehr Menschen nach Deutschland kommen, die die deutsche Geschichte nicht kennen: „Unsere Gesellschaft verändert sich mit Menschen, die zu uns kommen und vor allem bei uns bleiben.“

Auch ihre Geschichte werde Teil des gesellschaftlichen Lebens werden. „Zugleich dürfen und müssen wir erwarten, dass sie unsere Geschichte wahrnehmen“, sagte Jochen Denker schließlich.

Mit Stolpersteinen sei es dabei nicht getan. „Die Steine sollen uns aber stolpern lassen, wenn wir beginnen, auf dem Weg in die Zukunft wieder in diesen Abgrund zu rennen“, so der Pfarrer abschließend.

von Moritz Körschgen

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