Die DNA der Ronsdorfer Sozialdemokraten

Zwei Ronsdorfer SPD-Politiker und Saskia Esken unterhalten sich.
Saskia Esken, Co-Bundesparteivorsitzende der SPD, im Gespräch mit dem 1. Vorsitzenden der SPD Ronsdorf, Simon Geiß (rechts), und Bezirksbürgermeister Harald Scheuermann-Giskes.Fotos: Moritz Körschgen

160 Jahre Arbeiterbewegung und das ebenso lange Bestehen des SPD-Ortsvereins in Ronsdorf feierten die Sozialdemokraten im Gemeindesaal der reformierten Kirche. Als besondere Gäste begrüßte der Ortsverein unter anderem die Co-Bundesparteivorsitzende Saskia Esken und die SPD-Bundestagsabgeordneten Ingo Schäfer sowie Helge Lindh.

„Ronsdorfer Rede“ von Ferdinand Lassalle als historischer Moment
Simon Geiß, 1. Vorsitzender der SPD Ronsdorf, und seine Stellvertreterin Sabrina Hanold-Findeisen blickten auf die langjährige Geschichte der Ronsdorfer Sozialisten und Sozialdemokraten zurück: Als Hochburg der Arbeiterbewegung galt Ronsdorf vor 160 Jahren.

Ein Jahr nach der Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) besuchte Ferdinand Lassalle – einer der Gründer – am 22. Mai 1864 die Ronsdorfer Wirtschaft Mesenholl für das erste Stiftungsfest des ADAV.

Rund 2.000 Gäste kamen zu dem Fest, auf dem Lassalle eine zweistündige Rede hielt. Sie sollte später als „Ronsdorfer Rede“ in die Geschichtsbücher eingehen und gilt als wegweisend für die Arbeiterbewegung.

Nach mehreren Parteiverboten und Namenswechseln wurde aus dem ADAV 1890 schließlich die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD).

Wie steht es heute um die Sozialdemokraten in Ronsdorf?
„Dem Ronsdorfer Bergvolk, wie es im Tal manchmal genannt wird, wird eine gewisse Sturköpfigkeit nachgesagt Das zeigt sich auch hier im Ronsdorfer Ortsverein. Aber wir setzen uns für unsere Mitmenschen ein, für unseren Stadtteil, für unsere Umwelt, auch wenn wir auf Gegenwind stoßen“, führte Simon Geiß aus. Sabrina Hanold-Findeisen nannte den geplanten Ausbau der L419 als Beispiel: Während die Wuppertaler SPD die aktuellen Pläne befürwortet, lehnt der Ronsdorfer Ortsverein sie ab.

Das gleiche gilt für die geplante DITIB-Moschee in Wuppertal, erläuterte Geiß: „Ein weiteres Thema, dass unser Ortsverein mehr als kritisch sieht, ist der Bau der DITIB-Moschee in Wuppertal. Wir sind nicht gegen einen Bau einer Moschee in Wuppertal, im Gegenteil. Wir haben aber ein großes Problem mit DITIB als türkische Staatsbehörde, die das Erdogan-Regime hier in Deutschland unterstützt, Menschen ausspioniert und Wahlkampf für Erdogan betreibt und ein konservatives rückwärtsgewandtes Weltbild vertritt.“

Schließlich sagte Geiß: „Wir werden auch weiterhin unsere Stimme erheben, wenn wir Ungerechtigkeit sehen oder wenn wir eine andere Meinung vertreten. Auch – wenn es sein muss – gegen die eigene Partei.“

„Die ,kleinen Leute‘ haben Großes in der SPD geleistet“
Saskia Esken gratulierte dem Ronsdorfer Ortsverein und nannte einige historische Persönlichkeiten, die den Werdegang der SPD beeinflusst haben: Die gelernte Schneiderin Marie Juchacz, die 1919 als erste Frau vor der Weimarer Nationalversammlung sprach, Willy Brandt – den Sohn einer Verkäuferin – oder den Tapeziergesellen Otto Wels, der 1933 die Ablehnung der SPD gegen das Ermächtigungsgesetz der Nationalsozialisten in einer Rede im Reichstag ausführte –trotz drohender Verfolgungen: „In der SPD waren es oft die sogenannten ,kleinen Leute‘, die Großes geleistet haben“, sagte Esken.

Sie sprach auch über die Erfolge der Arbeiterbewegung in Deutschland: „Dass es den heutigen Generationen besser geht als denen, die sich im Raubtier-Kapitalismus des 19. Jahrhunderts krummgelegt, kaputt gearbeitet haben, dass man heute Respekt erfährt für seiner Hände Arbeit – das ist die direkte Folge harter Kämpfe und sozialer Politik seit den Jahren eurer Gründung. Aus Veränderung Fortschritt machen. Das ist unsere DNA. Und wir meinen nicht irgendeinen Fortschritt. Wir meinen den Fortschritt, der allen ein selbstbestimmtes Leben ermöglicht.“

Ein Appell und das Aushängeschild von Ronsdorf
Als Gegenmittel zu den steigenden Zustimmungswerten der AfD sah Simon Geiß in seinem Schlusswort gute Lösungen, die den Menschen helfen und den Dialog: „Wir müssen Überzeugungsarbeit leisten und positive Ergebnisse präsentieren, von denen Menschen profitieren. Dazu braucht es viele Mitstreiter, denn unsere Demokratie ist in Gefahr und damit alles, wofür wir seit vielen Jahrzehnten gekämpft haben. Die SPD steht für gute Lebensbedingungen für alle“, sagte er und appellierte: „Engagieren Sie sich, bringen Sie sich ein mit ihren Fähigkeiten, denn jeder und jede kann etwas dazu beitragen. Treten Sie in eine demokratische Partei ein, am liebsten natürlich in die SPD. Wir brauchen Sie!“

Bevor der Tag am Büffet ausklang, schloss Bezirksbürgermeister Harald Scheuermann-Giskes den offiziellen Teil mit den Worten: „Toleranz und ehrenamtliches Engagement sind nach wie vor das Aushängeschild unseres Stadtbezirkes.“

Von Moritz Körschgen

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